Schule ist gar nichts Schlimmes
15.11.2010 Von: Doris Schumann
Kindergarten Das Projekt "Brückenjahr" ist im Landkreis Bamberg einmalig. Einmal pro Woche besuchen die Heiligenstadter Vorschulkinder die Schule und gewöhnen sich so an den Unterricht.
Die kleinen Forscherinnen Theresa, Vanessa und Svenja (von links) aus dem Kindergarten staunen über ein Experiment. Foto: Doris Schumann
Die 33 Vorschulkinder des Kindergartens "Schneckenhaus" freuen sich, dass sie einmal in der Woche in die Schule gehen dürfen. "Da sind die Kinder richtig stolz drauf", lacht Kindergarten-Leiterin Gabi Fabritius.
Seit September gibt es in Heiligenstadt das Projekt "Brückenjahr", eine Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule, die den künftigen ABC-Schützen den Übergang erleichtern soll. "Dieses Projekt ist im Landkreis Bamberg einmalig", bestätigt Gisela Bauernschmitt, Leiterin des Staatlichen Schulamtes Bamberg.
Die Jungen und Mädchen gehen zusammen mit den Schülern der ersten und zweiten Klassen in eine der drei Arbeitsgruppen: "Natur und Technik", "Musik und Tanz" oder "Kreativ-Werkstatt". "Die Kinder erfahren spielerisch, dass Schule nichts Schlimmes ist. Sie lernen schon vor ihrer Einschulung das Gebäude und die Lehrer kennen", erläutert Gabi Fabritius die Idee, die hinter dem "Brückenjahr" steht.
Von Angst vor der Schule ist bei den Kindergartenkindern nichts zu spüren. Fröhlich schwatzend machen sie sich mit ihren Betreuerinnen auf den Weg in das nur wenige hundert Metern entfernte Schulgebäude und üben dabei gleich den sicheren Schulweg. In der Schule angekommen, rennen sie in die Klassenzimmer und begrüßen begeistert ihre früheren Kindergarten-Freunde, die inzwischen in die erste Klasse gehen. Das sei ein weiterer Vorteil, sagt Gabi Fabritius, dass es keinen so harten Bruch zwischen Kindergarten und Grundschule gibt und Freundschaften nicht völlig auseinander gerissen werden.
Die Grundschullehrerin Susanne Weig bestätigt das und fügt hinzu, dass die Erstklässler ziemlich stolz seien, weil sie an den Freitagen auch mal die "Großen" sind und den Gästen aus dem Kindergarten etwas erklären können. Auch für Anna aus der zweiten Klasse ist das das Beste am "Brückenjahr": "Ich finde es voll schön, dass die zu uns kommen, weil man dann auf sie aufpassen kann". Schon muss sie schnell einen Streit schlichten, weil die Vorschulkinder Lisa und Marie-Christin beide ausschließlich mit dunkelgrüner Farbe malen wollen. Gemeinsam finden die Drei einen Kompromiss und Lisa kommentiert zufrieden: "Schau, da haben wir ja das Problem gelöst".
Spannend geht es auch bei "Natur und Technik" zu. Ein Experiment mit einem halb vollen Wasserglas steht auf dem Stundenplan. Bleibt der Pappdeckel wirklich am Glas kleben, wenn man es umdreht? Bei einigen klappt es auf Anhieb und die anderen freuen sich über das verschüttete Wasser. Der Höhepunkt des Tages ist für die Kinder dieser Arbeitsgruppe aber das anschließende Rennen mit ihren selbstgebastelten Luftkissen-Autos. Die Vorhalle der Schule wird zur Rennbahn umfunktioniert und am Ende berichten fast alle, dass sie mindestens einmal, manche auch "vielmal", Gewinner waren.
Die Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen sind sich einig, dass das "Brückenjahr" für alle Beteiligten sinnvoll ist und hoffen auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Die Zusammenarbeit klappe sehr gut, findet Susanne Weig: "Wir arbeiten Hand in Hand für die Kinder".